Lieber Boris,
mit großer Freude habe ich vernommen, dass Sie unsre Internetzeitung russland.RU lesen. Das Sie „Negative Berichterstattung über Russland – Pressefreiheit in Deutschland "made in USA"?“ und „Akte Litwinenko: Manipulation der Medien“ gelesen haben spricht dafür, dass Sie doch sehr aufmerksam unsere Berichterstattung und vor allem die Analysen verfolgen.
Leider haben Sie übersehen, auch noch den Kommentar „Der Mord an Litvinenko und der Polonium-Schmuggel“ mit zu lesen. Eine sinnvolle Ergänzung aus der Sie sehen können, dass nicht nur „kremlfreundliche Medien“ die Hetzjagd gegen den Kreml im Zusammenhang mit dem Litvinenko-Tod abgeblasen haben. Ich denke außer dem Vater des Toten und Ihnen glaubt kaum noch einer, dass der Kreml, respektive Putin, dahinter steht.
Lieber Boris, Analysen lesen und verstehen sind dann auch noch zwei unterschiedliche Schuhe. Macht aber nichts, ich als Mitautor dieser nicht vom Kreml bezahlten Berichte, bin gerne bereit Ihnen etwas Nachhilfe zu geben.
Eigentlich hätte Ihnen auffallen müssen, dass gerade Sie ein Paradebeispiel für die Analyse „Negative Berichterstattung über Russland – Pressefreiheit in Deutschland "made in USA"?“ sind.
Zwar steht in Ihrer kurzen Biografie, dass Sie der „Faszination Russlands“ erlagen und sogar „private zarte Bande“ Sie mit Moskau verknüpfen und Russland als „zweite Heimat“ sehen, ich kenne viele die so ähnlich denken und leben, mich eingeschlossen (ich lebe seit über 15 Jahren ohne Pause in Russland - auch nicht im Ausländerghetto ), aber mir ist bisher keiner unter gekommen, der mit soviel Arroganz, Besserwisserei und Verächtlichmachung seinem Gastland gegenüber auftritt.
Nun kommen wir zu Ihnen als Paradebeispiel.
Wenn nun der Herausgeber oder Chefredakteur eines Wochenmagazin (Focus), welches sich immer noch, ich will es mal vorsichtig formulieren, etwas größenwahnsinnig mit dem Spiegel vergleicht und ein ausgewiesener Unterstützer des „Transatlantischen Bündnisses“ ist ,ausgerechnet Sie zum Büroleiter in Moskau macht, dann setzt das doch Zeichen für die Berichterstattung.
Es käme ja auch keiner auf die Idee, Christian Klar für das „Neue Deutschland“ als Korrespondenten nach Washington zu schicken und zu hoffen, es käme eine ungefärbte Berichterstattung heraus.
Lieber Boris, Ihr Chef hat sich schon was dabei gedacht, Sie auf den Platz zu setzen.
Ihre total überzogene negative Berichterstattung über Russland wird ja nun auch nicht nur von vermeintlich „kremlfreundlichen Medien“ festgestellt, sonder fällt auch Russlandexperten, ich will hier mal als Beispiel Alexander Rahr nennen, auf.
Das Ihre Bücher von ausgewiesenen Russlandexperten nicht gerade als der Knüller angesehen werden die man Freunden unter den Weihnachtsbaum legen sollte, hätte auch Sie irgendwann mal nachdenklich stimmen sollen.
Sie bezeichnen uns als „kremlfreundliches Medium“.
Wenn ich mir die Entwicklung in den 90er Jahren unter Jelzin ansehe, als das Land von einer kriminellen Bande ausgeplündert wurde, der IWF Russland in die Zange nahm und es dadurch billiger war Lebensmittel aus dem Ausland zu kaufen als einheimische Produkte, dadurch Reihenweise russische Fabriken stillstanden, die Bürger keine Löhne bekamen, aber durch die Hyperinflation noch Ihre letzten Ersparnisse verloren, und sehe, was Russland jetzt ist, dann mag das vielleicht sogar stimmen. Denn die jetzige Entwicklung ist mir lieber.
Kremlfreundlich muss nicht heißen speichel-leckend alles kritiklos hinzunehmen. Unsere Veröffentlichung der Bassajew-Erklärung zu Beslan war sicher nicht auf Kremllinie.
Herauszustellen, dass die Oel-und Gasproduktion in Norwegen deutlich stärker unter der Knute des Staates steht als in Russland, sehe ich nicht als kremlfreundlich sondern als Aufklärung.
Während noch alle Welt mit Schmutz auf Putin wegen des Litvinenko-Todes wirft, bereits andere Sichtweisen ins Spiel zu bringen sehe ich nicht als kremlfreundlich sondern als journalistische Aufgabe.
Wir versuchen über den Tellerrand hinauszublicken und zu analysieren was in diesem Land passiert. Ausserdem haben wir im Gegensatz zu Ihrem „Weisses-Haus freundlichen“ Wochenmagazin keine Angst vor Russland.
Ich will Ihren Boulevardmäßigen Blick auf Russland gerne mit Ihrer Jugend entschuldigen. Sie haben den „Kalten Krieg“ ebenso wenig miterlebt wie Nato-Nachrüstungsbeschlüsse in den 70er Jahren. Wahrscheinlich waren Sie auch in den 90er Jahren noch zu jung um zu begreifen, was in diesem Land (Russland) eigentlich vor sich geht.
Andererseits würden Sie, wenn Sie eine seriöse Berichterstattung aus Russland liefern würden, sicher sofort Ihren Job loswerden.
Schade und gefährlich ist es nur, wenn Sie als vermeintlicher Russlandkenner auftreten und dann auch noch öffentlich im Fernsehen der Meinung sind Ihr Gastland verunglimpfen zu müssen.
Auch Ihre lächerlichen Äußerungen, Sie würden wie angeblich andere Journalisten „vom Kreml“ verfolgt, zeigt doch eher, dass Sie es nicht schaffen durch Ihre Berichterstattung zu glänzen. Da sucht man sich dann doch eher eine kleine Ecke auf dem Denkmalssockel von Anna Politkowskaja. Lieber Boris, diese Schuhe sind Ihnen zu groß und Sie sind zu unwichtig, als das sich mit Ihnen jemand beschäftigen würde.
Am Ende ihres Beitrages schreiben Sie „Aus rechtlichen Gründen kann sie nur als Link wiedergegeben werden:“, wenn Sie uns gefragt hätten, hätten wir Ihnen nie einen Abdruck verweigert. Auch vor einer offenen Diskussion haben wir keine Angst. Sie können es ja mal versuchen.
Sie werden es mir verzeihen, dass ich diese Form gewählt habe, aber mir scheint, dass es doch ein öffentliches Interesse für so eine Diskussion gibt.
Mit besten Grüßen eines ausgewiesenen Russlandliebenden
Gunnar Jütte
( Herausgeber russland.RU - die älteste und meistgelesene deutschsprachige Internet - Zeitung über Russland www.russland.ru )
Gefärbte Nachrichten (Boris Reistschuster)
http://www.cms-bitforbit.com/reitsch...ck&newsid=4674
Negative Berichterstattung über Russland – Pressefreiheit in Deutschland "made in USA"?
http://russland.ru/rumed0010/morenews.php?iditem=717
Akte Litwinenko: Manipulation der Medien
http://russland.ru/litvinenko/morenews.php?iditem=27
Der Mord an Litvinenko und der Polonium-Schmuggel
http://russland.ru/litvinenko/morenews.php?iditem=145
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