Hallo,
anbei einige Informationen zum Import nach Russland, sowie den Kalkulationsansaetzen, gerade fuer Beginner im Russlandgeschaeft:
Alle Angaben entsprechen meinen persoenlichen Erfahrungen und Eindruecken nach 4 Jahren Import nach Russland, sind aber ohne Gewaehr, Garantie oder Haftung.
Die Entzollungsstelle sollte immer in der Naehe der eigenen Filiale/Firma geschehen, oft muessen zusaetzliche Dokumente nachgereicht werden - deren Bedarf weder nachvollziehbar noch durch irgendein Gesetzt gedeckt ist, man kommt aber trotzdem nicht herum, ansonsten steht die Ware erst fuer 2, dann fuer 6 Monate und dann ist man sie los. Guter Draht zum dt./euopaeischen Lieferanten ist unabdingbar! Alle Lieferdokumente muessen in Russisch sein, ich empfehle dt/engl/russ. Bei der ersten Entzollung sollte ein Vertreter des Lieferanten mit beim Broker sein, zwei Wochen einplanen, dann kann man schnell reagieren und Dokumente schnell nachreichen - danach hat man ein Schema, was und wie der Zoll braucht und kann die Dokumente entsprechend in Dt./Europa vorbereiten. Da hilft ein Gespraech mit dem Broker. Russ. Broker geben zwar ungern bis nie verbindliche Aussagen, waren mit mir mit den Problemen bestens vertraut und haben mich immer kompetent beraten - Trotz der ganzen Schwierigkeiten.
Der Transport erfolgt meist in Lkw's, wobei orientierungsmaessig aus Deutschland ca. 4'000 Eur nach Moskau und Sankt Petersburg anfallen. "Russland"-Speditionen gibt es eine Menge und die Preise lassen sich leicht vergleichen. Achtung, wichtiger als Fahrkosten sind in Russland die Standgelder im russ. Zoll! Man sollte im Mittel mit einer Woche Standzeit bei Waren mit 15%-offiziellen Zollsatz rechnen und 2 Wochen bei 5%-Waren. 0%-Waren gibt es nicht!
Die Vertragsgestaltung mit dem Endkunden sollte wirklich immer Standzeiten im Zoll als "Force Major" deklarieren, da die Waren durchaus grundlos 2 Monate stehen koennen. Spaetestens dann zahlt sich eine Abladung ins privat gefuehrte Zolllager aus. Kosten ca. 0,01 US$/kg*Tag bei 20to-Lieferungen, waehrend Lkw's bis zu 300 Eur/Tag kosten, Bei guten "Kontakten" sind die ersten 5 Tage frei und man kann auch bei laengerem Aufenthalt, groesser ein Monat, mal mit der Zolllagerfirma reden. Hat bisher immer zu einem Rabatt gefuehrt, da die privat, teils sogar auslaendische Firmen, sind und natuerlich keine Kunden verlieren wollen und defacto keine Kosten entstehen, wenn die Waren nur lagen.
Kalkulation:
20'000,- Warenwert in Deutschland
10'000,- Ware 1, gemaess Zollauskunft zu 5%-Entzollung
10'000,- Ware 2, gemaess Zollauskunft zu 15%-Entzollung
4'000,- Transportkosten
12'000,- Warenwert 1
12'000,- Warenwert 2
12'600,- inkl. offizieller Zollsatz 5%
13'800,- inkl. offizieller Zollsatz 15%
Die "Zollwertkorrektur" setzt den Rechnungswert als Bemessungsgrundlage des Zollwertes ausser Kraft, wenn der Importwert der Waren gem. russischer Zollstatistik hoeher liegt als der Rechnungswert. Dies hat nichts mit den Marktpreisen in Russland zu tun oder Preisen der nichtrussischen Konkurenz. Nicht bei asiatischen Waren, daher umgangssprachlich Strafzoll genannt.
13'200,- inkl. Warenwertkorrektur 1
15'600,- inkl. Warenwertkorrektur 2
Die "Brokerberatung" benoetigt man bei jedem Import, auch wenn man eintausendmal die gleichen Waren importiert, boese Zungen sprechen da auch von verdeckter Korruption, aber soetwas kann ich natuerlich nicht erkennen! Schliesslich fuellt dafuer der Broker auch ein Importformular gemaess der europaeischen Exportdeklaration EX1 aus und dass sind 1-2 Seiten A4!
13'575,- inkl. anteilige Brokerberatung, ca. 1'000,- US$ pro Deklaration
15'975,- inkl. anteilige Brokerberatung, ca. 1'000,- US$ pro Deklaration
Die "Brokerdienstleistung" umfasst fuer ca. 1'000,- US$ das Durchreichen der Importdeklaration durch das Fenster des Zollbeamten. DIe selbst zu probieren habe ich mehrfach aufgrund der imensen Kosten probiert, leider hatte fuer mich nie ein Beamter Zeit, war dafuer nicht zustaendig etc.
13'950,- inkl. anteilige Brokerdienstleistung, ca. 1'000,- US$ pro Deklaration
16'350,- inkl. anteilige Brokerberatung, ca. 1'000,- US$ pro Deklaration
Die "Zolllagergebuehren" fallen infolge der privaten Zolllager an, je nach Zolllager zwischen 20-50 Euro/Tag&Lkw, bei Containern deutlich weniger, auf Lagertrailer geladenen Waren ca. 5-10 Euro/Tag*20to. Bei 10 Tagen Standzeit also 250 Euro pro Lkw, also 125 Euro fuer jede Ware.
14'075,- Euro inkl. Zolllager Ware 1
16'475,- Euro inkl. Zolllager Ware 2
Hatte man die Waren noch Abgeladen bzw. einen Container kommen nochmals 500-1000 Euro fuer die Abholung hinzu. Wenn man vom Moskauer Zoll den Lkw zum Ural fahren laesst, sind es aber ca. 2'500 Euro/Lkw.
Ein nachtraegliches Risiko zur Zolltarifnummernkorrektur besteht immer! Und auch wenn man Hausschuhe importierte, kann der Zoll diese als Werkzeuge nachtraeglich deklarieren und die Zollsatz- und Zollwertdifferenz mal eben per Kontopfaendung eintreiben. Dies kann man nur umgehen, wenn die russ. Firma knapp bei Kasse ist (max. zwei Monatslohnkosten auf dem Konto) und diese per Gericht stoppt und dann dagegen klagt, dass kann aber durchaus 6-10 Monate dauern, ist kostenintensiv und es ist nicht ausgeschlossen, dass ein dann doch Hausschuhe waren. Wer einmal gegen ein Zollamt klagt, und sei es weil diese "aus versehen eine falsche Kontonummer zur Ueberweisung der Zollgebuehren nannten", muss mit Zollsatz- und Zollwertkorrekturen aller Importe ueber dieses Zollamt rechnen. Man muss also abschaetzen koennen, ob man dies mit dem Risiko weiterer und nachtraeglicher Korrekturen eingeht und zahlt oder der Konfrontation "sucht". Mir sagte der Zoll dazumal, wenn ich das "falsch ueberwiesenen Geld wiederhaben moechte, schliesst der Zoll meine Firma." Prozesse laufen derzeit ca. 58 und es kommen noch knapp 50 dieses Zollamtes hinzu. Es lohnt sich also ueber einen Broker ueber mehrere Zollaemter zu entzollen, um das Risiko zu splitten. Wenn einen dann ein Broker aus Angst vor dem Verlust der 1 Mio US$ teuren Brokerlizens verlaesst, ist man wirklich verlassen. Da man eine Empfehlung eines guten Zollanwalts braucht. Auf Hilfe aus Deutschland kann man nicht bauen, alle Aemter taetigten die Aussage, dies waere nicht in ihrem Aufgabenbereich und Sache Russland, egal ob AHK, Botschaft oder Wirtschaftsdelegationen. Einzig der dt. Zoll bestaetigte Dokumente, die aber leider trotz notariellen Uebersetzungen ignoriert wurden. Zollgutachten der russischen TPP(IHK) und Gost-R's koennen nicht schaden, werden aber im Konfliktfalle sowieso ignoriert. Naja, wenn es zu einem Ergebnis kommt, melde ich mich. Nichtsdestotrotz, muss man das Risiko fuer die Ware 1 & 2 abschaetzen und mit Kalkulieren, Eintrittswahrscheinlichkeit 20 bzw. 5%. Ab dem dritten Jahr kommt man in eine erweiterte Statistik, nach mehrfachen Aussagen bekommt man dann diese Probleme automatisch und sollte entweder die Firma gleich schliessen und eine neue eroeffnen oder die Sache durchstehen und dann eine stabile russ. Firma besitzen.
14'840,- Euro = 14'075,- + 20% * (2*10%*14'100+1'000Anwalt) Euro inkl. Zolllager Ware 1
16'610,- Euro = 16'475,- + 5% * (10%*16'475+1'000Anwalt) Euro inkl. Zolllager Ware 1
Standgelder, 250 Euro/Tag*10Tage/2 Waren
16'090,- Euro inkl. Standgelder Spedition
17'860,- Euro inkl. Standgelder Spedition
Aus einem Warenwert von 20'000,- Eur in D werden also ohne Risiko und ohne Vertriebsmarge 33'950,- Eur. Eine in Russland bekannt Handformel heisst, Warenpreis in Russland = 2 x Preis in Europa, denn so kommt es dann meist inkl. Vertriebsmarge von 10% plus 5% Risiko auch beim Kunden an.
Die MWSt-Ist auf den Zollwert zu entrichten, nicht ganz unwichtig, da man dafuer Cash braucht, also
12'600,-*2*18%=4'536,- gleich 17'136,-
13'800,-*2*18%=4'968,- gleich 18'768,-
Wenn man mit Zoellnern spricht, so haben die meist Freunde oder selbst Firmen, ueber die sie entzollen. Die Angebote sind vielfaeltig, aber riskant. Aus der Mundpropaganda erfahren habe ich, dass dann oft die Korrekturen von Zolltarifnummern oder Zollwerten etc. nach 2-3 Jahren kommen. Wenn dabei der europaeische Warenursprung "verloren geht", handelt es sich immer um illegale Importe. Das ist quasi die Fangfrage bei allen Brokern, Importdienstleistern etc. und sollte man niemals vergessen, wenn man sich fuer einen Broker entscheidet. Man sollte immer nur ueber einen Broker entzollen, da Rivalitaeten zwischen den Brokern infolge deren unterschiedlichen Kontakten zum Zoll schnell fuer einen selbst das Hauptproblem beim Import werden koennen.
Noch ein Tipp, sollte man nicht gerade direkt mit Gazprom&Co arbeiten, immer 100% Vorauskasse. Die Firmenlandschaft flukturiert hier sehr stark und regelmaessig. Ist man die Waren erstmal los, kann man durchaus nicht nur den Ansprechpartner verlieren. Aufgrund von Problemen, welcher Art auch immer, haben einige Firmen soganannte Puffer, die sich regelmaessig erneuern und ueber die die Geschaefte abgewickelt werden. Diese "Puffer" sichern den Fortbestand der Hauptfirma, Durchhaftung gibt es in Russland aber nicht, egal welche Dokumente man erhaellt. Das Argument ist nicht sehr beliebt, wird aber akzeptiert, dass man mit der Hauptfirma andere Zahlungskonditionen machen kann, als mit den Puffern.
Schoenen Gruss
KC
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