Krawalle wegen Abbau eines sowjetischen Ehrenmals
Wegen der umstrittenen Verlegung eines sowjetischen Weltkriegs-Denkmals ist es am Abend in Tallinn zu schweren Ausschreitungen zwischen rund 1000 Demonstranten und der estnischen Polizei gekommen. Die Protestierer gehörten der russischen Minderheit des Landes an. Als die Polizei begann, den Platz in der Hauptstadt zu räumen, flogen Steine und Flaschen. Fenster des nahe gelegenen Büros der Reformpartei von Ministerpräsident Andrus Ansip wurden eingeworfen.
Einige Demonstranten plünderten mehrere Geschäfte in der Umgebung, andere beschädigten mutwillig Läden. Bei den Krawallen kam nach Regierungsangaben ein Mensch ums Leben, mindestens 44 wurden verletzt. Die Polizei nahm mehr rund 300 Randalierer fest. Eine Polizeisprecherin sagte, die vorwiegend jugendlichen Demonstranten hätten im gesamten Stadtzentrum Verwüstungen angerichtet.
Die Regierung will das Monument sowie ein in der Nähe vermutetes Grab von 14 sowjetischen Soldaten verlegen. Dafür wurde es in der Nacht zunächst aus dem Zentrum Tallinns entfernt. Das zwei Meter hohe Denkmal war 1947 zu Ehren der sowjetischen Streitkräfte nach dem Sieg über Nazideutschland errichtet worden. Viele Esten sehen darin aber eine Erinnerung an die fünf Jahrzehnte währende sowjetische Besetzung ihres Landes sowie der beiden Nachbarstaaten Lettland und Litauen.
Belastung für estnisch-russische BeziehungenDie Verlegungspläne belasten die Beziehungen zwischen Esten und der russischen Minderheit in dem baltischen Land. Der russische Außenminister Sergej Lawrow bezeichnete die Verlegung des Denkmals als abstoßend. "Ich denke, das ist Blasphemie", sagte er. Der stellvertretende russische Ministerpräsident Sergej Iwanow forderte Wirtschaftssanktionen gegen Estland.
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