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Thema: Wie wird Putins Politik in Russland "erlebt"?

  1. #1
    Avatar von Hasi
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    Wie wird Putins Politik in Russland "erlebt"?

    @Gunnar
    Du schreibst, dass Du schon viele Jahre in Russland lebst. Würdest Du mal nachfolgenden Bericht der BaslerZeitung kommentieren?

    © Basler Zeitung; 15.10.2004

    Der Mann mit den zwei Gesichtern

    Der russische Präsident Wladimir Putin und sein bedenkliches Verhältnis zur Demokratie

    KLAUS-HELGE DONATH, Moskau

    Die Kritik an Wladimir Putin nimmt zu. In Russland, wo der Präsident immer mehr Macht an sich reisst. Und im europäischen Ausland, wo man sich zunehmend fragt, was das wahre Gesicht dieses Politikers ist, der demokratische Rechte so unverhohlen mit Füssen tritt.
    Misserfolge können Wladimir Putin kaum etwas anhaben. Fast scheint es so, als sei der Kremlchef immun gegen jegliche Unbill. Fünf Prozent des Wählerzuspruchs büsste Putin nach dem Geiseldrama von Beslan ein. Zwei Drittel der Bürger halten dem Staatschef unverdrossen die Treue. Dabei war der ehemalige Geheimagent dem Image, Russlands neuer Retter und Garant von Stabilität zu sein, im Beslan-Drama überhaupt nicht gerecht geworden. Drei Tage verschwand Putin aus der Öffentlichkeit. Wie vor vier Jahren beim Untergang des Atom-U-Bootes «Kursk».
    Doch diesmal folgten auch seine Untergebenen: Geheimdienst und Sicherheitskräfte drückten sich vor der Verantwortung. Nach vier Jahren Putin ist niemand mehr bereit, in brenzligen Situationen eigenständig Entscheidungen zu fällen. Alle schauen nach oben, auf die letzte Instanz.
    Nervöse Berater. Obwohl der Bürger Nachsicht zeigt, sind die Paladine der Macht, Polittechnologen und Imagemaker, die seit fünf Jahren an der Legende des Präsidenten feilen, nervös geworden. Ein Prozent Wählerschwund wiegt nach den Messverfahren in der Ära Putin schwer. Auch auf geringfügige Verschiebungen reagiert die politische Elite empfindlich. Dafür gibt es einen triftigen Grund. Das System steht und fällt mit der Popularität des Staatschefs. Schwindet dessen Ansehen, droht das ganze Gebilde in sich zusammenzusacken.
    Regierung, Staat und Bürokratie begegnet der Russe mit ausgeprägtem Misstrauen, da er diese meist als Quelle von Willkür und Korruption kennen gelernt hat. Die Diskrepanz zwischen dem Kult um den Präsidenten und Ablehnung der Staatsapparate birgt unterdessen eine latente Gefahr in sich. Als Wladimir Putin 2000 in den Kreml gewählt wurde, zog er ohne eigene Hausmacht ein. Schlagworte wie Stärkung des Staates, Diktatur des Gesetzes, Sicherheit und Ordnung begeisterten nicht nur die Wähler. Die Bürokratie bot sich als willfähriger Gehilfe an.
    MÄCHTIGE Bürokratie. Putin päppelte die Bürokratie auf und schaute weg, wenn sie die Menschen verhöhnte, Recht verdrehte und sich im Tausch für Lippenbekenntnisse zu Kreml, Staat und Patriotismus eine Lizenz zur Bereicherung verschaffte. Noch lastet das Volk das Staatsversagen Putin nicht persönlich an, noch kann er schützend die Hand über die Bürokratie ausbreiten. Doch wie lange lässt sich der Spagat zwischen Bürger und Bürokratie aushalten?
    Unter Putin hat sich die Gesellschaft vom Staat abgekehrt. Gegen die Verheissung von Stabilität verzichtete ein Teil freiwillig auf Mitwirkung. Andere wurden zum Abdanken gezwungen: die Duma, der Föderationsrat, die Parteien, potenzielle Herausforderer. Die elektronischen Medien verkamen zu Propagandainstrumenten. Als Allheilmittel gegen den Terr*rismus streicht Putin nun die Wahl der Gouverneure in den Regionen und die Kandidatur von Direktkandidaten für die Duma. Beslan bot einen willkommenen Anlass, die Reste der Demokratie beiseite zu räumen.
    Als schöne Kulisse ist Demokratie indes unverzichtbar. Denn Putin hat zwei Gesichter, eines für den Export und eins für den Hausgebrauch. Bedenken westlicher Politiker weiss er geschickt zu zerstreuen: Jedes Land habe das Recht auf einen eigenen Weg zur Demokratie! Zivilgesellschaft? Auch dafür macht er sich stark, nur versteht Putin unter Bürgergesellschaft etwas anderes: Bürgerbrigaden sollen demnächst wieder ein wachsames Auge auf den Nachbarn werfen.
    MObilmachung. Seit dem Geiseldrama macht Putin mobil. Russland sei von aussen bedroht, sagte er nach Beslan, und Verteidigungsminister Igor Iwanow erklärte im Abspann: «Russland befindet sich im Krieg.» Der Kampf um den Kreml ist entschieden. Geheimdienst und Sicherheitsstrukturen haben die letzten Liberalen aus der Bastion vertrieben. Nun werden nur noch die KGB-Kollegen dem Präsidenten soufflieren, gegen die er sich ohnehin nie durchsetzen konnte. Der Status einer privilegierten Geisel ist ihm gewiss. Immerhin hat er es geduldet, als sich die handverlesenen Vertrauten die wichtigsten Direktorenposten in staatlichen Konzernen unter den Nagel rissen. Damit droht dem System auch von Seiten einer kapitalistischen Grossbourgeoisie kein Widerspruch mehr. Eine Allianz aus Geheimdienst, Militär, Bürokratie und Kapital bildet die neue herrschende Klasse mit dem Volk als Manövriermasse.
    Vor 150 Jahren bezeichnete Karl Marx diese Regierungsform als Bonapartismus. Sie zeichnete sich dadurch aus, die Anarchie im Namen der Ordnung selbst zu erzeugen. Heute ist dies das Wesen des Putinismus.
    Putin in China
    PEKING. Zuzeit ist der russische Präsident Putin auf Staatsbesuch in China. Die Hoffnungen der Chinesen, dass es nach zehnjähriger Verhandlung endlich zum Bau der gemeinsamen Ölpipeline kommt, wird er wohl enttäuschen. Die für China so wichtige Pipeline will Russland lieber nördlich an China vorbei zum russischen Hafen Nachodka führen.

  2. Nach oben   #2
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    Hallo Hasi,
    hast Glück, dass mir der Sonntag Zeit für ein paar Anmerkungen lässt.
    Artikel von Klaus-Helge Donath sind immer lesenswert.
    Ich tröpfele da ein paar spontane Gedanken ein.
    Ansonsten empfehle ich das Buch 'Putin's Russia' von Anna Politkowskaya. Das ist die, der neulich auf dem Flug nach Beslan die Sinne schwanden. Wurde am letzten Donnerstag in England vorgestellt.




    Der Mann mit den zwei Gesichtern

    Der russische Präsident Wladimir Putin und sein bedenkliches Verhältnis zur Demokratie

    KLAUS-HELGE DONATH, Moskau

    Die Kritik an Wladimir Putin nimmt zu. In Russland, wo der Präsident immer mehr Macht an sich reisst. Und im europäischen Ausland, wo man sich zunehmend fragt, was das wahre Gesicht dieses Politikers ist, der demokratische Rechte so unverhohlen mit Füssen tritt.
    Die Frage über das wahre Gesicht Putins dürfte man sich im Westen schon seit seiner Ernennung zum Präsidenten stellen. Einen seiner Beinamen „der Mann der aus der Kälte kam“ hat er ja nun nicht umsonst bekommen. Gefangen in seinem sozialen Umfeld und in seiner Vergangenheit ist er eben bis heute ein Geheimer.

    Misserfolge können Wladimir Putin kaum etwas anhaben. Fast scheint es so, als sei der Kremlchef immun gegen jegliche Unbill. Fünf Prozent des Wählerzuspruchs büsste Putin nach dem Geiseldrama von Beslan ein. Zwei Drittel der Bürger halten dem Staatschef unverdrossen die Treue.
    Auch ich bin mir sicher, dass ihm 2/3 die Treue halten, denn er hat vielen nach dem Chaos in den 90ern das Gefühl gegeben, wieder auf ihr Heimatland Russland stolz sein zu können. Wirtschaftlich steht Russland im Moment deutlich besser da als zu seiner Amtsübernahme, die Löhne steigen und werden allgemein pünktlich bezahlt. Die 5 prozentige Einbusse ist eine Momentaufnahme nach dem Beslanchaos. Die dürfte sich in einigen Monaten wieder egalisiert haben. Voraussetzung ist natürlich, dass es nicht zu weiteren Terr*rakten kommt.
    Dem Normalverbraucher sind im Moment der Geldbeutel und die körperliche Sicherheit wichtiger als demokratische Rechte, die er sowieso erst seit einem relativ kurzen Zeitraum kennt.

    Dabei war der ehemalige Geheimagent dem Image, Russlands neuer Retter und Garant von Stabilität zu sein, im Beslan-Drama überhaupt nicht gerecht geworden. Drei Tage verschwand Putin aus der Öffentlichkeit. Wie vor vier Jahren beim Untergang des Atom-U-Bootes «Kursk».
    Das genau ist Putins Problem - gefangen in seinem Umfeld, unfähig zu reagieren oder menschliche Emotionen zu zeigen. Ein amerikanischer Präsident würde in solchen Fällen mit Tränen in den Augen (wenn’s auch gespielte sein mögen) die Angehörigen herzen.

    Doch diesmal folgten auch seine Untergebenen: Geheimdienst und Sicherheitskräfte drückten sich vor der Verantwortung. Nach vier Jahren Putin ist niemand mehr bereit, in brenzligen Situationen eigenständig Entscheidungen zu fällen. Alle schauen nach oben, auf die letzte Instanz.
    Ich denke, dass sich in diesem Land die Mehrheit immer noch vor Entscheidungen drückt. Vom kleinsten Beamten, Polizisten, Militär oder Angestellten. So verschieben sich die Entscheidungen eben immer weiter bis nach oben. Das ist aber schon seit tausend Jahren in Russland Geschichte und keine Erfindung der Neuzeit.

    Nervöse Berater. Obwohl der Bürger Nachsicht zeigt, sind die Paladine der Macht, Polittechnologen und Imagemaker, die seit fünf Jahren an der Legende des Präsidenten feilen, nervös geworden. Ein Prozent Wählerschwund wiegt nach den Messverfahren in der Ära Putin schwer. Auch auf geringfügige Verschiebungen reagiert die politische Elite empfindlich. Dafür gibt es einen triftigen Grund. Das System steht und fällt mit der Popularität des Staatschefs. Schwindet dessen Ansehen, droht das ganze Gebilde in sich zusammenzusacken.
    Das ist schwierig vorherzusagen. Jelzins Popularität war mehr als einmal am Tiefpunkt, und damals gab es noch eine starke Opposition. Als Pessimist könnte man sagen, es wird egal sein, wer unter dem „KGB“ Präsident sein wird. Sind die „Putinvertrauten“ gut positioniert, dann wird das System auch nicht fallen.

    Regierung, Staat und Bürokratie begegnet der Russe mit ausgeprägtem Misstrauen, da er diese meist als Quelle von Willkür und Korruption kennen gelernt hat. Die Diskrepanz zwischen dem Kult um den Präsidenten und Ablehnung der Staatsapparate birgt unterdessen eine latente Gefahr in sich. Als Wladimir Putin 2000 in den Kreml gewählt wurde, zog er ohne eigene Hausmacht ein. Schlagworte wie Stärkung des Staates, Diktatur des Gesetzes, Sicherheit und Ordnung begeisterten nicht nur die Wähler. Die Bürokratie bot sich als willfähriger Gehilfe an.
    MÄCHTIGE Bürokratie. Putin päppelte die Bürokratie auf und schaute weg, wenn sie die Menschen verhöhnte, Recht verdrehte und sich im Tausch für Lippenbekenntnisse zu Kreml, Staat und Patriotismus eine Lizenz zur Bereicherung verschaffte. Noch lastet das Volk das Staatsversagen Putin nicht persönlich an, noch kann er schützend die Hand über die Bürokratie ausbreiten. Doch wie lange lässt sich der Spagat zwischen Bürger und Bürokratie aushalten?
    Wenn man mal die 90er aus der Geschichte herausnimmt, war die Bürokratie in Russland schon immer stark ausgeprägt, auch unter den Zaren. Das ist nichts Neues. Man kann Putin eher anlasten, dass er keine entscheidenen Schritte unternimmt, die Bürokratie zu reduzieren. Aber die Bürokratie gehört zu Russland wie der Wodka.
    Wobei ich persönlich sagen muss, dass ich das Gefühl habe in unserem kleinen Umfeld ist es, bürokratisch gesehen, einfacher geworden.

    Unter Putin hat sich die Gesellschaft vom Staat abgekehrt. Gegen die Verheissung von Stabilität verzichtete ein Teil freiwillig auf Mitwirkung. Andere wurden zum Abdanken gezwungen: die Duma, der Föderationsrat, die Parteien, potenzielle Herausforderer. Die elektronischen Medien verkamen zu Propagandainstrumenten. Als Allheilmittel gegen den Terr*rismus streicht Putin nun die Wahl der Gouverneure in den Regionen und die Kandidatur von Direktkandidaten für die Duma. Beslan bot einen willkommenen Anlass, die Reste der Demokratie beiseite zu räumen.
    Als schöne Kulisse ist Demokratie indes unverzichtbar. Denn Putin hat zwei Gesichter, eines für den Export und eins für den Hausgebrauch. Bedenken westlicher Politiker weiss er geschickt zu zerstreuen: Jedes Land habe das Recht auf einen eigenen Weg zur Demokratie! Zivilgesellschaft? Auch dafür macht er sich stark, nur versteht Putin unter Bürgergesellschaft etwas anderes: Bürgerbrigaden sollen demnächst wieder ein wachsames Auge auf den Nachbarn werfen.
    Dass die Medien zu mutmasslich zu „Propagandainstrumenten“ verkommen sind, und die Duma, der Föderationsrat, die Parteien, potenzielle Herausforderer an die Leine gelegt sind, ist eigentlich eher ein Problem der „Betroffenen“ und der westlichen Welt. Der Normalbürger, der nicht gerade in Moskau oder Piter lebt, hat einfach andere Probleme. Eine Einschränkung der „Demokratie“ betrifft ihn wenig. Dabei sollte man auch noch bedenken, welche Demokratie denn. Die italienische, in der der Ministerpräsident sogar Eigner der meisten Medien ist. Der deutschen, die in den 80er Jahren als die Grünen in die Parlamente einzogen die Gesetze so änderte, dass sie Schwierigkeiten hatten in Ausschüsse zu kommen. Der amerikanischen, die noch nicht mal ohne Wahlbetrug zu einem Präsidenten kommt und sich dann durch Lügen zu einem Krieg bringen lässt.

    Russland braucht eine Demokratie, richtig, aber es ist anmassend Russland die „richtige“ Demokratie vorzuschreiben und da hat Putin Recht, auch wenn er es vielleicht anders meinte, wenn er sagt:“ Jedes Land habe das Recht auf einen eigenen Weg zur Demokratie!“


    MObilmachung. Seit dem Geiseldrama macht Putin mobil. Russland sei von aussen bedroht, sagte er nach Beslan, und Verteidigungsminister Igor Iwanow erklärte im Abspann: «Russland befindet sich im Krieg.» Der Kampf um den Kreml ist entschieden. Geheimdienst und Sicherheitsstrukturen haben die letzten Liberalen aus der Bastion vertrieben. Nun werden nur noch die KGB-Kollegen dem Präsidenten soufflieren, gegen die er sich ohnehin nie durchsetzen konnte. Der Status einer privilegierten Geisel ist ihm gewiss. Immerhin hat er es geduldet, als sich die handverlesenen Vertrauten die wichtigsten Direktorenposten in staatlichen Konzernen unter den Nagel rissen. Damit droht dem System auch von Seiten einer kapitalistischen Grossbourgeoisie kein Widerspruch mehr. Eine Allianz aus Geheimdienst, Militär, Bürokratie und Kapital bildet die neue herrschende Klasse mit dem Volk als Manövriermasse.
    Die Mobilmachung nach Terr*ranschlägen nutzt heutzutage jede Regierung. Ob Bush in den USA oder Otto Schilly in Deutschland. Im Namen des Kampfes gegen den Terr*r lassen sich eben mal schnell Bürgerrechte einschränken und eine Überwachung errichten, die man in „Friedenszeiten“ nicht so elegant durchgesetzt hätte. Ein gutes Beispiel ist der „deutsche Herbst“ 1977. Warum sollte sich Putin da anders verhalten. Das soll nicht bedeuten, dass ich das gutheisse. Ansonsten würde ich dazu auch den Kommentar von Kai Ehlers empfehlen Beslan: Wer sind die Opfer? Wer sind die Täter?




    Vor 150 Jahren bezeichnete Karl Marx diese Regierungsform als Bonapartismus. Sie zeichnete sich dadurch aus, die Anarchie im Namen der Ordnung selbst zu erzeugen. Heute ist dies das Wesen des Putinismus.
    Putin in China
    PEKING. Zuzeit ist der russische Präsident Putin auf Staatsbesuch in China. Die Hoffnungen der Chinesen, dass es nach zehnjähriger Verhandlung endlich zum Bau der gemeinsamen Ölpipeline kommt, wird er wohl enttäuschen. Die für China so wichtige Pipeline will Russland lieber nördlich an China vorbei zum russischen Hafen Nachodka führen.
    Noch ein Nachtrag:
    Der Westen verlangt von Russland eine „freiere“ Demokratie als er selber grösstenteils hat. Wenn Bürgerrechte im Westen eingeschränkt werden, dann ist das zum Schutz der Bürger, wenn es in Russland ist, dann entsteht die Diktatur.
    Ich will Putin damit nicht verteidigen, aber Russland braucht Zeit für seine eigene „Demokratie“. Dieses Land lässt sich mit westeuropäischen Ländern nicht vergleichen.
    Vielleicht wird es Russland noch ein oder zwei Generationen brauchen, bis sich etwas etabliert hat, mit dem der Westen zufrieden ist. Vielleicht aber auch nie. Vielleicht etwas ganz anderes. Vielleicht wird Russland auch irgendwann mal „freier“ sein als der Westen, der gerade seine Freiheiten immer mehr einschränkt.
    Ich persönlich fühle mich jedenfalls weder eingeschränkt noch unsicher.


    Gruss Gunnar

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  3. Nach oben   #3
    Avatar von Sandra
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    Kann mich leider nur Gunnar anschliessen: mit Demokratie scheinen zur Zeit
    alle Laender Muehe zu haben, nicht nur Russland. Dem Wunsch nach Macht, Geld und Kontrolle scheinen zur Zeit genuegend auch "alte Demokratien" fast ungehindert zu froenen.
    Zudem, es spielt im Grunde keine Rolle wer im Kremel oder im weissen Haus sitzt, viel wichtiger ist wer hinter den Praesidenten steht. Einen Praesidenten kann man abwaehlen aber seine Berater koennen vorsorgen.

  4. Nach oben   #4
    Avatar von Hasi
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    merci...

    vielen herzlichen Dank für Deine Einschätzung, Gunnar.
    Habe selbst eine sehr positive Meinung betreffs Russland, dessen Präsidenten und die wirtschaftlichen und politischen Möglichkeiten. (sonst wäre ich wohl kaum investiert). Unsere Demokratie in der Schweiz wurde ja auch nicht im "schnellzugstempo" eingeführt. Wenn Russland in der halben Zeit "seine" Demokratie gefunden hat, schau ich die Karotten längst von unten an..

  5. Nach oben   #5

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    Eine andere Meinung

    Hallo Hasi ,

    nach der Durchsicht Deiner Meinung und den damit verbundenen Antworten,
    stellte sich mir die Frage, ob den meisten Leuten, die Ihre Beiträge in diesem
    Forum niederschreiben auch Kenntnis der wirklichen Lage haben.
    Als Herr Putin die Macht in Rußland übernahm, war das Land in den Klauen der
    Oligarchen. Durch die extrem korrupte Regierung Jelzin wurde beinahe alles,
    was in Rußland noch Wert hatte, in die Hände der Oligarchen gespielt. Das jüngste Beispiel hierfür ist die Verhaftung des Chefs von JUKOS, der durch
    undurchsichtige und betrügerische Handlungen in den Besitz von großen
    Anteilen nach der kommunistischen Wende gekommen war. Da dies offensichtlich eine kriminelle Handlung darstellt, dürfte in jedem Fall klar sein, dass dieser Vorgang rückgängig gemacht werden musste. Dieses verärgerte gewisse Kreise an der US-amerikanischen Ostküste derart, dass sich brittische und amerikanische Geheimdienstleute aufmachten, sich in Tschetschenien Verbündete zu suchen, um in Russland durch Terr*r, Geiselnahmen und Anschläge die Glaubwürdigkeit von Putin zu unterwandern.
    Das Herr Putin den Ausverkauf seines Landes stoppen wollte, spricht nur für
    ihn, da er sich hier tatsächlich für die Belange der Bevölkerung eingesetzt
    hat. Die fortlaufenden Medienkampagnen, die gegen Herrn Putin laufen,
    sind das Produkt von globalistisch eingefärbten Medienimperien, die immer
    dann anlaufen, wenn ein Land sich der Globalisierung und dem Ausverkauf
    entziehen möchte. Die Probleme in Russland wie Oligarchen, Kriminalität, Prostitution und Einflussnahem des Auslands, lassen sich sicher nicht mit
    normalen Mitteln beseitigen, deshalbe muss hart durchgegriffen werden.
    Das gewisse Kreise aus den USA sich momentan die schweitzer Goldreserven nach und nach unter den Nagel reissen mit fadenscheinigen Begründungen, wissen die wenigsten Schweitzer. Zumal darüber nicht einmal in den Zeitungen und Medien berichtet wurde. Hierfür hätte es eine Volksabstimmung geben müssen, aber das hätte man keinem Schweitzer so verkaufen können.
    In Rußland geht man aber gegen diese Leute und deren Helfershelfer vor, was
    man doch grundsätzlich befürworten sollte. Der Grund, warum man Rußland
    noch nicht offiziell in einen Krieg stürtzt, ist die Tatsache, dass Rußland über
    atomare und chemische Waffen verfügt.

    Grüße

    Insider

  6. Nach oben   #6

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    Hallo Insider,

    als einer der "Leute", die keine "Kenntnis der wirklichen Lage" haben, fuehl ich mich jetzt besser informiert:

    - "britische und amerikanische Geheimdienstleute" stecken hinter dem Terr*r und den Geiselnahmen in Russland,
    - kritische Worte zu Putins Politik sind das Ergebnis der Kampagnenarbeit von "globalistisch eingefärbten Medienimperien",
    - ohne atomare und chemische Waffen waere Russland auch "offiziell in einen Krieg gestuerzt" worden und
    - bei Problemen in Russland muss man "hart durchgreifen".

    Werde ich der naechsten Konferenz zur Eindaemmung der drohenden aids-Epidemie in Russland empfehlen.

    Gruesse, Hardegg

  7. Nach oben   #7
    Avatar von Sandra
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    In zwei Punkten bin ich mit Insider einverstanden. Ohne chemische und atomare Waffen haette sich Amerika wohl die Sicherung der Russischen Oelressouercen wirklich nicht ganz verkneifen koennen. Bei einem Preis von 50 USD pro Barel (und dies wird wohl eher der Anfang den das Ende des Preisanstiegs sein) haette Amerika sicherlich gerne noch mehr Kontrolle ueber die Ressourcen. Das Zweite, auch ich bin generell der Meinung, dass man sehrwohl die Privatisierungen der Betriebe in den 90ern nachkontrollieren sollte. Von Banditen regiert zu werden wuensche ich Russland sicherlich nicht, aber von Geheimdiensten auch nicht.
    Und lieber Insider, es gab eine Abstimmung was das schweizer Gold anbelangt)).

  8. Nach oben   #8

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    Die Lage

    Hallo Hardegg,

    Du zitiertest:

    - "britische und amerikanische Geheimdienstleute" stecken hinter dem Terr*r und den Geiselnahmen in Russland,
    - kritische Worte zu Putins Politik sind das Ergebnis der Kampagnenarbeit von "globalistisch eingefärbten Medienimperien",
    - ohne atomare und chemische Waffen waere Russland auch "offiziell in einen Krieg gestuerzt" worden und
    - bei Problemen in Russland muss man "hart durchgreifen".

    Wenn mir dass jemand vorn 10 Jahren erzählt hätte, dann hätte ich genauso
    reagiert. Doch haben sich die folgenden Sätze manifestiert:

    In Punkto öffentliche Medien/ Realität wäre zu konstatieren:

    "Es ist einfacher eine Lüge zu glauben, die man 100 Mal gehört hat, als einmal
    die Wahrheit, die man noch nie gehört hat."

    Und zum Verständis:

    "Wenn man die Natur einer Sache durchschaut hat, dann werden die Dinge
    berechenbar"

    Man muss nicht alles glauben, was einem erzählt wird, aber man kann sich die Mühe machen und in Gefahr begeben, um Tatsachen herauszufinden.Wenn man dass tut, dann weiss man auch mehr als andere.
    Gruß

    Insider

  9. Nach oben   #9

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    mehr als Andere

    Hallo Insider,

    In welche Gefahren hast Du Dich denn begeben, in denen Du die "Natur der Sache durchschaut" hast?

    Als ich vor zwoelf Jahren das erste Mal in Russland war, wurde mir schnell klar, dass es der wahnwitzige Zentralismus ist, der das Land in den Klauen haelt. Daran werden Russland, China, die Vereinigten Staaten und auch die EU scheitern, d.h. auseinanderfallen.

    Hierarchie ist das bevorzugte Denkmodell der selbstverliebten Grosshirnrinde, aber nicht das Funktionsprinzip der darunterliegenden organischen Selbstorganisation. Auch wenn das Gegenteil schon milliardenfach gedacht wurde: Gott ist tot.

    Schreib mal, wie Du in die Archive des Kreml eingestiegen bist.

    Gruesse, Hardegg

  10. Nach oben   #10

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    Gegendarstellung

    Hallo Hardegg ,

    Du schriebst:
    Hallo Insider,

    In welche Gefahren hast Du Dich denn begeben, in denen Du die "Natur der Sache durchschaut" hast?

    Als ich vor zwoelf Jahren das erste Mal in Russland war, wurde mir schnell klar, dass es der wahnwitzige Zentralismus ist, der das Land in den Klauen haelt. Daran werden Russland, China, die Vereinigten Staaten und auch die EU scheitern, d.h. auseinanderfallen.

    Hierarchie ist das bevorzugte Denkmodell der selbstverliebten Grosshirnrinde, aber nicht das Funktionsprinzip der darunterliegenden organischen Selbstorganisation. Auch wenn das Gegenteil schon milliardenfach gedacht wurde: Gott ist tot.

    Schreib mal, wie Du in die Archive des Kreml eingestiegen bist.

    Werter Hardegg ,

    die Informationen, die ich hier genannt habe, sind das Ergebnis meiner
    Reisen nach Rußland und Umgebung als Auslandkorrespondent für eine große
    südamerikanische Zeitung. Das eine Veränderung seit der Regierung Putin
    stattgefunden hat, nämlich in wirtschaftlicher Hinsicht, kann keiner mehr bestreiten.. Zuwachsraten von 10% sind jetzt Normalität- dass war vorher nicht so bei der Jelzin Regierung.
    Ausserdem liess Putin die ganzen Oligarchen verhaften und dass war ein positiver Impuls für die Wirtschaft. Da Rußland aber, wie bereits hier irgendwo erwähnt, gewaltige Probleme mit der organisierten Kriminalität hat, sowie die Aids-Rate bedrohlich anwächst, ist es doch ein Vorteil, wenn eine zentralistische Macht die korrupten Strukturen der Gouverneure beschneidet, die teilweise mit der OK zusammen arbeiten. ...Diese Art des Zentralismus
    kann ich nur unterstützen.
    Und nun zu der Gefahr: Da wir auch aus Tschetschenien berichten und unter Gefahr Interviews mit der einheimischen Bevölkerung machen, wissen wir halt, was wirklich abläuft.
    Dafür braucht man dann auch nicht in den Kreml einsteigen. Dummerweise
    werden solche Berichte nicht immer abgedruckt, wenn diese nicht ins politische Konzept einer Zeitung passen. Und ob Gott tot ist, vermag ich nicht zu sagen, denn wer hat den schon gesehen…
    Gruß

  11. Nach oben   #11
    Avatar von Sandra
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    Zitat von Insider:
    Dummerweise
    werden solche Berichte nicht immer abgedruckt, wenn diese nicht ins politische Konzept einer Zeitung passen.

    Insider, es gibt diverse Internetzeitungen die Querdenkerartikel veroeffentlichen (allerdings nicht unbedingt gegen Honorar) zB.
    www.das-gibts-doch-nicht.de
    www.feldpolitik.de
    und nicht zu letzt auch diesem Forum wuerden ein Paar "nicht Mainstreamartikel" nicht schaden.
    Man muss andere Meinungen nicht teilen um sie interessant zu finden))))

  12. Nach oben   #12

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    Zuvor gestatten Sie mir ,bitte,eine Anmerkung:Anna Politkovskaya arbeitet,so viel ich weiss,für Carnegy-Stiftung in Moskau...C.I.A.lässt grüßen
    Genau wieleider muss man sagen,die meisten "Menschenrechtler".
    So viel zu Objektivität dieser Person.Wenn Sie deren Meinung wissen wollen,dann gehen Sie auf die offizielle Site des State Departaments der USA.
    Was besorgniserregend ist,ist die Hetzkampagne gegen Putin in der deutschen Presse.Russland allgemein wird generell immer schlecht dargestellt.
    Ich komme alle 2-3 Jahre nach Russland,und stelle fest,dass die Wirtschaft sich rasant entwickelt! Die Menschen können sich immer mehr leisten,sei es Händys,Autos,Computer u.s.w.Dabei sind es meine Eindrücke von einer Region,in der kein Öl oder Gas gefördert werden.Die Zahl der armen verringert sich auch.Und wenn man früher-in den 90-rn,aus Deutschland nur fertige Produkte importierte:Bier,Schokolade,sogar Gummibärchen,so importiert man jetzt nur Maschinen und Ausrüstungen.Die Lebensmittelgeschäfte sind voll mit einheimischen Waren,ausländische werden weitgehend verdrängt.Man braucht nur auf die Straße zu gehen,dann sieht man viele neue,schicke Gebäude,und noch mehr Baustellen! Ich war vor zwei Jahren in Novosibirsk,-das ist ein Boomtown! Mehr als die Hälfte der Autos sind japanisch!
    Ich fand es sehr witzig,als der ARD-Reporter Thomas Roth in Moskau einen Passanten fragte:"Was halten Sie von der Krise?" Der Passant antwortete:"Welche Krise?" Der Mann hatte keine Ahnung,was der Reporter mit der Krise meinte.Ich habe mich dabei kaputtgelacht.
    Danach,um die Reportage"glaubwürdiger"zu machen,hat er irgendwelche Penner aufgetrieben,und sie gefragt,was sie von Putin und der Situation im Land halten. Vielleicht sollte man auch in Deutschland die Meinung der Penner als Meinung eines Durchschnittdeutschen bei politischen Diskussionen bewerten?!
    Auch wenn deutsche Journalisten Russland nicht mögen,so ist doch ihr Auftrag als Journalist eine objektive Berichterstattung.Das verlangt die journalistische Ethik.
    Wenn man dieser Anforderung nicht gewachsen ist,dann sollte man wohl den Beruf wechseln!

  13. Nach oben   #13

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    PS. eine sehr abstrakte Einschätzung Putins wurde im Buch von Boris Reitschuster „Wladimir Putin – wohin steuert er Rußland?“ wiedergegeben.
    Rowohlt, Berlin 2004, 335 Seiten, ISBN 3-871344-87-7, 19,90 Euro
    29.09.2004 · EM 09/04

    „Wladimir Putin – wohin steuert er Rußland?“ von Boris Reitschuster


    EM – Boris Reitschuster, Moskauer Korrespondent des „Focus“, hat beobachtet, wie Putin „mit stechendem Blick“ Fragesteller bei Pressegesprächen ins Visier nimmt. Aber Putin hat noch einen anderen Blick. Laut Autor „berichtet ein bekannter russischer Politiker, der wie viele prominente Russen anonym bleiben möchte, wenn es um ein Urteil über Wladimir Putin geht“, Erstaunliches: „Sobald das Wort Tschetschenien fällt, versteinert sein Gesicht, seine Augen werden glasig...“. Putin gerate manchmal unvermittelt in Rage, „wie eine Gewehrsalve rattern die Worte, immer schneller, abgehackter.“ Er gehört nach dem Urteil des Autors der schlimmsten Sorte aller russischen Regenten an: „Zu dieser Herrscher-Gattung sind nach Alexander III. auch Josef Stalin und in gewissem Sinne Jurj Andropow zu rechnen. Und Wladimir Putin.“

    Boris Reitschuster wollte ein ganz besonderes Werk schreiben: „Es ist der Anspruch dieses Buches“ sagt er, „das Rußland hinter der Schaufensterfassade zu beleuchten, Putins Rolle bei verschiedenen Entwicklungen zu beschreiben und zu bewerten, die Rußlands Politik und Gesellschaft heute entscheidend prägen: etwa die Beschneidung der Pressefreiheit und der Meinungsvielfalt, die Einschränkung der demokratischen Mitbestimmung, die Auswüchse der öffentlichen Korruption oder der bedenkliche Umgang mit Minderheiten.“

    Wie Jelzin trank und Putin raufte

    Erzählt wird vom Autor, wie der kranke Jelzin trank und feierte. Wie Putin über die Jelzin-Familie und einen alten Getreuen aus St. Petersburg Zugang zum Kreml und zur Macht gefunden habe. Was der mit Putin in Feindschaft lebende Oligarch Beresowski über die Bombenanschläge im Moskau des Jahres 1999 auf zwei Wohnhäuser zum Besten gibt. Wie Jelzin mit „tränentrübem Blick“ die Russen für seine Fehler um Verzeihung bat. Es werden Szenen beleuchtet, bei denen in Tschetschenien junge russische Soldaten die eigenen Kameraden bombardieren und wie der Sturm auf das Theater „Nord-Ost“ in Moskau zu vielen Toten führte. Es folgen Kapitel zur Medienarbeit und zu Todesfällen unter Journalisten, zur „Potemkinschen Demokratie“ und zur „handzahmen Duma“. Schließlich noch ein wenig Biographisches (Putin sei als Junge ein Raufbold gewesen) und am Ende das Kapitel Chodorkowski, das noch nicht zu Ende ist.

    Das Schlußwort erteilt Reitschuster quasi „den Russen“. „Wie zu den Zeiten von Monarchie und Kommunismus zeigen der Staat und seine Beamten ihr häßliches Äußeres, so dass Millionen Russen, resigniert vom ständigen Ringen um das tägliche Brot, nur noch in einem einzigen Gedanken Trost finden – in der Hoffnung, dass sich hinter dem harten Gesicht doch ein guter, Segen bringender Kern verbirgt. Und bekanntlich stirbt die Hoffnung zuletzt.“

    Fazit: Viele altbekannte Geschichten neu aufbereitet und auf die Figur Putin projiziert. Aber nichts Neues. Nicht über Putin und schon gar nicht darüber, wohin er Rußland steuert.

    Eberhart Wagenknecht

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    Beim Sender "Vox" gab es am Samstag Abend die Sendung "Spiegel TV Spezial" zum Thema "Russland,-eine Grossmacht zwischen Marktwirtschaft und Machenschaften".
    Man hat alles Negative gesammelt,was in den letzten 5-6 Jahren geschah,angefangen mit Tschetschenien,Fall Chodorkovsky,bis hin zu Strassenkindern von Sankt-Petersburg.Die Aufnahmen über Strassenkinder habe ich bereits vor 5 Jahren gesehen,das wird,aber,als Gegenwart präsentiert.Zum Fall Chodorkovsky wurde gesagt,dass der gute Mann wegen seinen jüdischen Nationalität verfolgt wird/er ist eigentlich kein richtiger Jude
    Und die Krönung des Ganzen für mich war die Reportage über eine ukrainischen Serienkiller,der in der Ukraine viele Menschen abgeschlachtet hat.
    Dabei hat man wohl vergessen,dass die Ukraine ein anderes Land ist
    Das war wohl idiotischste Sendung,die ich in meinem Leben gesehen habe!
    Und wenn ich die Hetzkampagne gegen Bush gut nachvollziehen kann/mir ist er nicht sympatisch,verkörpert das imperialistische Amerika,so ist der Sinn dieser Sendung unbegreiflich.Denn JEDER,der nach Russland reist,kann positive Fortschritte sehen!

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    Avatar von Sandra
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    Bei Spiegelonline gibt es Heute einen Bericht ueber Deutsche Veganer deren Saeugling ist an Veginahrung zugrunde gegangen (bitte nichts gegen Veganer wenn Sie erwachsen sind und selber damit gluecklich werden muessen) die Eltern bekammen eine Bewaehrungsstrafe. Fuer vernachlaessigte Kinder muss ich nicht nach Russland. Sie Sonntagmorgens vor den Fernseher zu setzen ist auch eine Form von Vernachlaessigung, es siehts bloss keiner und die Kinder sehen huebsch manierlich aus.
    Reitschuster verdient sein Geld damit, dass er (siehe Focus vom Sommer) immer wieder alte Geschichten aufwaermt und kalten Krieg spielt. Eigentlich ist es tatsaechlich so, wo Reitschuster drauf steht ist Quatsch drinn. Vielleicht schreibt der Mann auch was vernuenftiges aber dann unter Pseudonym .
    Was Chadarkowskij anbelangt finde ich alles im gruenen Bereich. Sorry, aber der Mann waehre auch in Deutschland oder der Schweiz bei gleicher Sachlage ins Gefaengnis gekommen. Einzig, wir haetten ihn nicht Mediengerecht aus dem Flugzeug raus geholt . Was die Medien anbelangt sehe ich weniger staatliche Zensur als amerikanisierung (bei den Privaten) und gepflegte Langeweile bei den Staatlichen. Es gibt durchaus kritische Sendungen (zB. Moment Istina aber leider, leider nicht per Satellit empfangbar, dies liegt am Geld des Senders und nicht an Zensur). Es liegt die Vermutung nahe, viele Journalisten koennen kein Russisch oder Sitzen zur Sendezeit der kritischen Sendungen beim Bier. Sorry, aber RTL und SAT1 sind letztlich nicht besser. Ueber das ZDF oder die SRG schweig ich besser.

  16. Nach oben   #16

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    Leseprobe zum Buch von Elena Tregubova: Die Mutanten des Kreml

    Die sogenannte "Putinkritikerin" nögelt auch ganz schön über den Elzin-Clan. Fräulein Tregubowa und Herr Reitschuster würden ein perfektes Paar abgeben: ein hochbezahlter Schreibtischkiller mit einer multiple Stalingrad-Persönlichkeitsstörung und eine Schwarzseherin, die nicht mit den teueren Schuhen, sondern mit den billigen Büchern um sich schmeißt.

  17. Nach oben   #17

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    Wer ist Wladimir Putin?

    Er inszenierte sich als gnadenloser Richter. Das hat ihm der Westen bis heute nicht verziehen. Jetzt richtet sich ein Verdacht gegen ihn – doch sein Rückhalt in Russland ist ungebrochen

    AUFTRAGSMORDE AN REGIMEGEGNERN, FOLTERSKANDALE IN DER ARMEE, GEWALT IN TSCHETSCHENIEN. HAT PUTIN DAS LAND NOCH UNTER KONTROLLE?

    In London stirbt ein Russe – und sofort mutmaßt die Welt, was wohl der russische Geheimdienst, was gar der russische Präsident damit zu tun haben könnte. Dass ein Staatschef gezwungen ist, einen solchen Verdacht überhaupt zu kommentieren, zeigt, wie gering das internationale Vertrauen in Putin und seine staatlichen Institutionen zurzeit ist.

    Vor allem aber offenbart es eine spezifische Malaise des russischen Herrschaftssystems: Aus durchaus nachvollziehbaren Gründen hat Putin die Macht der kriminellen Oligarchie beschnitten und dem Staat sein Gestaltungsrecht zurückerobert – doch dabei ließ er auch ein paar Geister aus der Flasche, die er nun nicht mehr loswird. Heute gebärdet sich die gestärkte bürokratische Elite oft nicht minder selbstherrlich und korrupt als einst die mafiösen Wirtschaftskapitäne. Insbesondere gilt das für die Exekutivgewalt: Armee und Geheimdienste entziehen sich der gesellschaftlichen Kontrolle und haben weit über die tschetschenischen Grenzen hinaus eine Schreckensherrschaft etabliert. Nicht nur im Westen, auch in Russland traut man den Geheimdiensten des Landes so ziemlich alles zu.

    Einst war Putin mit dem Schlagwort von der „Diktatur des Gesetzes“ angetreten. Im Kampf gegen die allgegenwärtige Korruption inszenierte er sich als gnadenloser Richter, der vor laufender Kamera glücklose Minister abkanzelte und Köpfe korrupter Beamter rollen ließ. Nach wie vor kommt das in Russland gut an – doch an den Sieg über die Korruption glaubt auch hier kaum noch jemand. Sogar Putin selbst klang zuletzt mitunter resignativ, wenn er sich über die schlicht nicht einzudämmende Käuflichkeit seiner Beamtenschar äußerte.



    SEIT SIEBEN JAHREN REGIERT PUTIN. WIE HAT ER RUSSLAND VERÄNDERT?

    Er hat das Land vom Kopf auf die Füße gestellt – sagen die einen. Er hat die Wegbereiter der Demokratie vor den Kopf gestoßen und die Rechte der Bürger mit Füßen getreten – sagen die anderen. Sicher ist: Als Putin im März 2000 Präsident wurde, übernahm er von seinem Vorgänger einen Staat am Rande des Zusammenbruchs. Jelzins demokratische Reformen hatten eine gesellschaftliche Freiheit ermöglicht, die Russland bis dato nicht gekannt hatte – ungekannt war aber auch das Chaos, das sie mit sich brachten. Während eine kleine Riege von Oligarchen die russische Volkswirtschaft plünderte, verlor der Großteil der Bevölkerung durch Jelzins marktliberale Schocktherapie sämtliche Ersparnisse; ein zweites Mal sollte dies während der Finanzkrise 1998 geschehen. Russland versank in einer Armut, die selbst den sowjetischen Mangel übertraf. Gleichzeitig warf sich der neue Geldadel zur Herrscherkaste auf: Verwaltungsämter, Justiz und Medien gehörten dem Meistbietenden. Im Volksmund wurde der Begriff „Demokratie“ zum Schimpfwort. Und während die ehemalige Weltmacht Russland international in Bedeutungslosigkeit versank, begannen im Inneren des Landes Separatismusbestrebungen zu brodeln. Der staatliche Zerfall schien greifbar.

    Putin erzwang in dieser Situation einen Kurswechsel, der ihm im Westen bis heute nicht verziehen wird: Er opferte Gorbatschows und Jelzins freiheitliche Leitlinien einer autokratischen Vision von Stabilität. Von Anfang an setzte er alles daran, die Macht aus den Fingern der korrupten Wirtschaftselite zurück in die Hände des Staates zu spielen – und schnitt gleichzeitig den Staat auf das eigene Amt zu. Als „Vertikale der Macht“ bezeichnete Putin die neue Ordnung: Um dem Kreml die Autorität über die Regionen wiederzugeben, schaffte er die Gouverneurswahlen ab. In Tschetschenien inszenierte er sich als übermächtiger Feldherr – und trieb so anderen Föderationsteilen die Abspaltungsgelüste aus. Die Medien und die Gerichte entzog er dem Zugriff der kriminellen Finanzgewalt, indem er auch sie dem Staat unterordnete. Und für die Oligarchen galt fortan: Wer sein Geld behalten will, hat die Finger von der Politik zu lassen. Als Ex-Yukos-Chef Michail Chodorkowskij sich den neuen Spielregeln zu widersetzen suchte, wurde er in einem Schauprozess nach Sibirien verbannt.

    Im Ergebnis hat Putin die unter Jelzin weitgehend privatisierte Staatsmacht unter das Zepter des Kremls zurückgeholt. Auch die strategischen Bereiche der russischen Wirtschaft – die Öl-, Gas- und Rüstungsindustrie – unterstehen heute wieder der Kontrolle Moskaus, die Erträge fließen nicht mehr auf schwarze Auslandskonten, sondern in den Staatshaushalt. Dank steigender Rohstoffpreise ist Russland liquide wie nie und auch außenpolitisch wieder eine ernstzunehmende Größe. Auch jenseits des Geschäfts mit den Bodenschätzen blüht seit Jahren ein Wirtschaftsleben mit euphorisierenden Wachstumsraten, von dem längst auch internationale Investoren profitieren.

    Ob diese greifbaren Fortschritte auch auf lupenrein demokratischem Wege zu bewerkstelligen gewesen wären, darüber lässt sich nur spekulieren. Im Westen jedenfalls wächst die Skepsis gegenüber Putins Sonderweg.



    WIE SEHEN IHN DIE RUSSEN?

    Putins Rückhalt in der russischen Bevölkerung ist ungebrochen. Wurde er bei den ersten Präsidentschaftswahlen im März 2000 noch mit 53 Prozent der Stimmen gewählt, so waren es vier Jahre später bereits 71 Prozent, seine aktuelle Zustimmungsrate liegt knapp über 80 Prozent. Putins Legitimität als russischer Staatschef übertrifft damit die jedes politischen Vorgängers – auch wenn die Wahlen von westlichen Beobachtern regelmäßig als „frei, aber nicht fair“ charakterisiert werden. Denn in der Tat hat Putin das Präsidentenamt derart auf seine Person zugeschnitten, dass sich weite Teile der Bevölkerung inzwischen kaum noch einen anderen Präsidenten als Wladimir Putin vorstellen können.

    Ausschlaggebend für seine Popularität dürften dennoch in erster Linie wirtschaftliche Faktoren sein: Nach dem Chaos der Jelzin-Jahre hat sich in Putins Russland ein Gefühl verhältnismäßiger materieller Sicherheit und Planbarkeit eingestellt. In den Großstädten, zumal in Moskau, ist eine zahlenmäßig überschaubare, aber kontinuierlich wachsende Mittelschicht entstanden, die dem Rest der Gesellschaft das Gefühl vermittelt, in absehbarer Zukunft am Wohlstand teilhaben zu können. Selbst in den Landesregionen, in denen immer noch Monatslöhne von 70 Euro und weniger die Regel sind, werden diese Löhne zumindest wieder regelmäßig ausgezahlt.

    Ein weiterer entscheidender Faktor von Putins Popularität ist paradoxerweise seine als „unrussisch“ empfundene Art: „Er ist nicht wie wir“, lautet ein in Russland gerne geäußertes Putin-Lob. Soll heißen: Er trinkt nicht, arbeitet gerne, ist diszipliniert, lässt sich von niemandem schmieren. Kein Wunder, dass man ihn in Russland gerne „den Deutschen“ nennt. Kein Wunder auch, dass kaum ein Tag vergeht, an dem in der russischen Presse nicht der eine oder andere Funktionär dafür eintritt, Putin über das Jahr 2008 hinaus seine Machtposition zu sichern.



    LAUT VERFASSUNG DARF PUTIN BEI DEN PRÄSIDENTSCHAFTSWAHLEN 2008 KEIN DRITTES MAL KANDIDIEREN. KÖNNTE ER TROTZDEM AN DER MACHT BLEIBEN?

    So oft im Westen gemutmaßt wurde, dass Putin sich per Verfassungsänderung eine weitere Amtszeit erschleichen könnte, so oft hat Putin betont, dass er keine dritte Amtszeit anstrebt. Tatsächlich erscheint eine solche Finte inzwischen unwahrscheinlich, weil bis zu den Wahlen wenig Zeit bleibt. Durchaus denkbar ist dagegen, dass Putin den Posten an einen Vertrauten weiterreichen und in einem anderen Amt der entscheidende Mann bleiben könnte – etwa als Ministerpräsident, als Vorsitzender der Kremlpartei „Jedinaja Rossija“, als Parlamentschef oder im Vorsitz des halbstaatlichen Konzerns Gasprom.

    Ebenfalls denkbar ist, dass der heute 54-Jährige nach einer turnusgemäßen Auszeit von vier Jahren ins Präsidentenamt zurückkehrt – denn das schließt die russische Verfassung nicht aus. Allerdings glaubte seinerzeit schon Jelzin, er könne im Schatten eines eigenhändig aufgebauten Nachfolgers weiter die Geschicke Russlands leiten – und irrte sich.
    http://www.tagesspiegel.de/fragen-de...06/2950356.asp

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    Die Geschichte geht weiter

    Unser geliebter Nazitrommler Reitschußter meldet sich mal wieder zu Wort. Noch 1994 hat er ein Buch mit dem Titel: "Briefe aus einem untergehenden Imperium" geschrieben. Viel Zeit ist ist seit dem vergangen. Ein
    durchschnittlicher Russe verdient ungefähr das gleiche, was ein deutscher Harz-IV-Empfänger bekommt. Es scheint so, als würde der Herr Reitschwulster weiter schreiben,und das Geld, wo es auch her kommt, nicht auszugehen...

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    Putins bizarrer Erbkrieg

    Im Kreml-Krimi um die Nachfolge von Präsident Putin bringt dieser einen neuen Top-Favoriten in Stellung.
    Für einen kurzen Augenblick geriet Wladimir Putin ins Stocken und blätterte angespannt in seinem Redetext. Niemand könne zwischen zwei Stühlen sitzen, sagte der Kremlchef mit monotoner Stimme, den Blick Richtung Tisch gesenkt. Deshalb müsse Verteidigungsminister Sergej Iwanow sein Amt aufgeben. Ein paar Meter weiter am Kabinettstisch saß der Genannte und strahlte über das ganze Gesicht, wie ein Musterschüler bei der Notenverlesung.
    Top-Favorit für die „Thronfolge“

    Die Entlassung des eher biederen Ex-KGB-Generals ist in Wirklichkeit eine Beförderung – und ein Paukenschlag im Kampf um die Nachfolge des Kremlchefs, der laut Verfassung bei den Neuwahlen im März 2008 nicht mehr antreten darf. Denn der ehrgeizige Iwanow wird zum neuen „Ersten Vize-Premierminister“ – und damit in den Augen vieler Moskauer Politiker zum Top-Favoriten für die „Thronfolge“.

    Zwar hatte Putin noch vor zwei Wochen im Kreml gegenüber Journalisten versichert, seinen Nachfolger werde nicht er selbst, sondern das Volk wählen. Doch vom eingefleischtesten Putin-Kritiker bis zum treubravsten Anhänger des Präsidenten ist fast jeder in Russland überzeugt, dass der Kreml-Chef selbst entscheidet, wer als sein Nachmieter in den Kreml und die prächtige Dienstvilla in Nowo-Ogarjowo einzieht.

    Offenes Rennen

    Vieles spricht dafür, dass sich der ewige Zauderer im Kreml selbst noch nicht entschieden hat, wem er sein Zepter in die Hand geben wird. Offenbar kann er sich sogar vorstellen, selbst in der Politik zu bleiben. Die Kreml-Astrologen horchten verwundert auf, als der „Zar und Herr“, wie Putin von einigen seiner Getreuen halb ironisch, halb ehrfurchtsvoll genannt wird, kürzlich in einem Interview mit dem arabischen Sender El Dschasira offen bekundete, er bekomme oft den Ratschlag, auch nach 2008 im Amt zu bleiben – von Politikern aus Europa ebenso wie aus Russland. Aber das sei noch nicht das ganze russische Volk, fügte Putin eher zweideutig hinzu.

    Tatsächlich hat der Präsident bereits früher angedeutet, dass er sich 2008 nicht aus der Politik zurückziehen wird. Auch seine aggressive Rede bei der Sicherheitskonferenz in München, mit der er viele im Westen verschreckte, hätte Putin wohl kaum in so herausforderndem Ton gehalten, wenn er darauf abzielen würde, ab 2008 – wie Michail Gorbatschow – als Polit-Rentner im Westen Hände zu schütteln und hochdotierte Vorträge zu halten.

    Viele Varianten denkbar

    Im Nachfolge-Krimi gibt es kaum eine Variante, die Experten für unmöglich halten: Dass Putin im alten Sowjet-Stil nach einer plötzlichen Krise von den „werktätigen Massen“ gedrängt wird sich aufzuopfern, die Verfassung zu ändern und gegen seinen Willen weiter zu regieren gilt ebenso wenig als ausgeschlossen wie eine „Kreml-Rochade“. Dabei könnten die Vollmachten des künftigen Präsidenten, wie bei der britischen Königin, gegen Null gehen. In Wirklichkeit würde dann ein allmächtiger Regierungs-, Partei- oder Gazprom-Chef den Ton angeben – also Putin.

    Gebetsmühlenhafte Beteuerungen

    Allerdings ist es in Moskau auch kein Geheimnis, dass der Präsident zuweilen amtsmüde ist. So soll er sich schon einmal im engen Kreis bei Wirtschaftsführern beklagt haben, sie machten sich ein schönes Leben auf Yachten im Mittelmeer, während er zuhause in Moskau den „Laden am Laufen halten“ müsse.

    Fast schon gebetsmühlenhaft beteuerte Putin immer wieder, 2008 sei Schluss. Ein Abschied aus dem Kreml, wie ihn die Verfassung vorschreibt, birgt aber ernste Risiken und Nebenwirkungen für ihn: Wie die russische Geschichte lehrt, gingen die Kreml-Herren oft sehr hart mit ihren Vorgängern ins Gericht – auch wenn sie vor dem Machtwechsel noch so enge Vertraute waren. Die russische Zeitung „Wedomosti“ schrieb deshalb, dass Putin am dringendsten einen Lügendetektor benötige: Um zu prüfen, wer von seinen Nachfolge-Bewerbern es ehrlich meint und ihm auch nach der Stabsübergabe die Treue hält – wie Putin selbst seinem Vorgänger Boris Jelzin.

    Der Nicht-KGB-ler

    Als enger Mitarbeiter des Präsidenten genießt Dmitrij Medwedew einen Vertrauensvorschuss. Medwedew ist Gazprom-Aufsichtsratschef und war bis zur jetzigen Beförderung von Iwanow einziger „Erster Vize-Premier“. Der 41-Jährige hat aber allem Anschein nach das Manko, dass er nicht beim KGB war – und deshalb den Geheimdienstlern in Putins Umgebung ein Dorn im Auge ist. Zudem wird Medwedew eine zu enge Nähe zu den „Liberalen“ nachgesagt. Im Kreml herrscht Angst, der eher westlich ausgerichtete Medwedew könnte als neuer Präsident von Putins nationalistischem Kurs abweichen.

    Iwanow dagegen gilt als Patriot und bedächtiger Falke, der dem Westen sachlich aber bestimmt die Stirn bietet. Der 53-Jährige soll den rangniedrigeren Kameraden Putin einst als KGB-General in Leningrad kennengelernt und beschützend unter seine Fittiche genommen haben. Über ihn wird gesagt, dass es ihm weniger um den eigenen Geldbeutel als um die Stärke Russlands gehe.

    Absurde TV-Beweihräucherung

    Im staatlich gesteuerten Fernsehen sind die beiden „Kronprinz-Anwärter“ inzwischen allgegenwärtig. Teilweise nimmt die Beweihräucherung absurde Züge an: Während sich der nicht sehr leutselige Iwanow unter Veteranen mischt und dabei gequält wirkt wie ein Kardinal im Tanzlokal, beteuert Medwedew schon mal mit bemüht bedeutender Miene, der Fischverbrauch sei Anzeichen für die Zivilisiertheit eines Volkes und die Russen müssten mehr Fisch essen – aber auch weniger Trockenmilch trinken.

    Mögliche Wende

    Aus dem Umfeld des Kreml ist zu hören, dass viele Beamten jetzt eilig versuchen, sich bei Iwanow einzuschmeicheln. Dabei könnte die Liebdienerei verfrüht sein: Zum einen wird sich Putin hüten, seinen „Nachfolger“ zu früh zu ernennen – denn das würde ihn politisch zur „lahmen Ente“ machen. Zum anderen ist es durchaus möglich, dass der Präsident wieder einmal alle überrascht und in letzter Sekunde einen Trumpf aus dem Ärmel zieht. Etwa in Form eines bislang kaum bekannten Politikers.

    Einen Präzedenzfall gibt es: Wladimir Putin selbst. Nur Eingeweihte kannten den damaligen Geheimdienstchef, als ihn Boris Jelzin 1999 zu seinem Nachfolger erklärte und ihm wenige Monate später die Macht übergab.
    http://www.focus.de/politik/ausland/...nid_44807.html

  20. Nach oben   #20

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    Zitat Zitat von colt47
    Putins bizarrer Erbkrieg




    Allerdings ist es in Moskau auch kein Geheimnis, dass der Präsident zuweilen amtsmüde ist. So soll er sich schon einmal im engen Kreis bei Wirtschaftsführern beklagt haben, sie machten sich ein schönes Leben auf Yachten im Mittelmeer, während er zuhause in Moskau den „Laden am Laufen halten“ müsse.
    Wirtschaftsführer - das ist wirklich gut.
    Den mit zaristischem Gehabe und Prunk in Davos aufgetretenen Wirtschaftsführern Potanin und Vekselberg wurde von tatsächlichen
    Wirtschaftsführern in etwa die Aufmerksamkeit zuteil, die einem Circusclown zukommt.

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